In diesem Artikel beschreiben wir, was digitale Barrierefreiheit ist und warum das Thema für uns alle wichtig ist.
Das Netz ist für uns alle da
Alles ist vernetzt, nahezu jede Information ist immer nur einen Klick entfernt und auch dieser Blogbeitrag ist für Sie lesbar, egal wann und wo.
Das Internet ist schon lange keine reine Informationsquelle mehr, sondern begleitet uns in alltäglichen Situationen. Termine bei Ärzten werden über die Homepage abgeschlossen, Ware wird online bestellt und auch die Kommunikation hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Ein Leben und Arbeiten ohne Internet ist somit in unserer modernen Industrie quasi nicht mehr vorstellbar.
Doch das Internet bietet auch einige Barrieren, die die Nutzung erschweren oder unmögliche machen können. Bei dem Begriff Barrierefreiheit denken wir im Alltag oft an Gebäude, die Kinderwägen, ältere Personen oder Rollstuhlfahrer zugänglich sind. Doch was ist eigentlich digitale Barrierefreiheit im Internet? Hier bezieht sich der Begriff zwei Aspekte die das Netz ausmachen:
Zum einen auf eine Gestaltung der Inhalte, die für alle Nutzer wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust für verschiedene Technologien sein sollte.
Zu anderen auf die technische Umsetzung, Steuerung und Navigationsfähigkeit der Seite.
In der Vergangenheit wurde die digitale Barrierefreiheit leider in einer Nische für Menschen mit Behinderungen gesehen. Die digitale Barrierefreiheit ist aber nicht nur für Menschen mit bestehender Behinderung relevant, sondern kommt uns allen zugute.
In diesem Beitrag möchten wir Ihnen zeigen, warum die digitale Barrierefreiheit wirklich für alle wichtig ist und aus der Nische der Behinderungen raus muss.
Bevor wir Ihnen zeigen, warum das Thema für alle relevant ist, lassen Sie uns nochmal kurz auf potentielle Einschränkungen blicken:
Ortsgebundene Einschränkungen
Auch wenn wir fast durchgehend online sind, ist die Bandbreite gerade in Deutschland leider noch nicht flächendeckend gut ausgebaut.
Stellen Sie sich gerne einmal vor, dass Sie im Zug von München nach Hamburg sitzen und im Netz surfen wollen. Neben spannenden Artikeln finden sich natürlich auch zahlreiche sehenswerte Bilder, die den Text anreichern sollen.
Texte sind in der Regel nur wenige Kilobyte groß und können daher schnell geladen werden. Bilder dagegen setzen eine hohe Bandbreite voraus. Leider ist dies in Deutschland nach wie vor nicht flächendeckend umgesetzt. Wenn die Bilder aber nun mit Bildbeschreibungen versehen sind, können Sie zumindest wahrnehmen was auf dem Bild zu sehen wäre.
Text-Alternativen zu Bildern helfen hier also allen, bei denen aus welchen Gründen auch immer Bilder nicht angezeigt oder geladen werden können.
Technische Herausforderungen
Mit dem Wandel der Kommunikation und dem Wunsch nach Verfügbarkeit von Informationen wuchs in den letzten Jahren die Anzahl der internetfähigen mobilen Geräte.
Längst sind nicht nur Laptops und Smartphones ständig online, sondern auch Smartwatches, Kühlschränke und digitale Assistenten für Zuhause.
Durch diese Vernetzung ergänzen Siri und Alexa, die bekanntesten digitalen Helfer, voll vernetzt Ihre Einkaufslisten, lesen Kochrezepte vor, spielen Musik ab oder sagen Ihnen, ob Sie heute Abend einen Schirm brauchen oder nicht.
Technologien wie digitale Assistenten gab es vor wenigen Jahren noch gar nicht. Aber gerade diese benötigen digitale Inhalte, die auf eine bestimmte Art und Weise aufbereitet sind.
Denken Sie zukunftsorientiert. Auch Ihre Webseite sollte von Anfang an responsiv gestaltet und so zugänglich wie möglich sein, damit Ihre Inhalte von so vielen Menschen und Maschinen wie möglich gelesen, gesehen und gehört werden können.
Sprachliche Unterschiede
Bei digitalen Inhalten werden Sie nicht nur auf menschliche oder technische Herausforderungen stoßen, sonderen auch auf sprachliche oder zwischenmenschliche.
So kann beispielsweise eine Leseschwäche dazu führen, dass die Inhalte Ihrer Website für Ihre Besucher nicht richtig nutzbar sind. Aber auch Menschen die eine andere Muttersprache sprechen oder Ihre Texte aus einem anderen Blickwinkel sehen können hier an ihr Grenzen stoßen.
Denken Sie gerne an Ihre Leser*innen. Sprechen Sie ein Fachpublikum an oder möchten Sie möglichst viele Menschen erreichen?
Ihre Inhalte sollten daher immer so einfach wie möglich gehalten werden. Verzichten Sie auf Fremdwörter wo Sie nicht benötigt werden oder lange Schachtelsätze.
2 Sinne Prinzip
Beim 2-Sinne-Prinzip geht es um Wahrscheinlichkeiten. Rein statistisch ist es viel unwahrscheinlicher, dass zwei Sinne eingeschränkt sind als „nur“ ein Sinn. Wenn Sie Ihre Inhalte so aufbereiten, dass Sie von zwei Sinnen wahrgenommen werden, erreichen Sie mehr Nutzer*innen. Denken Sie hier wieder an:
Die volle U-bahn
In der vollen U-Bahn möchten Sie keine Töne zu den laufenden Videos abspielen.
Für Ihre Besucher*innen können Sie direkt in YouTube Untertitel zu Ihren Videos erstellen.
Die langsame Verbindung
Durch die eingeschränkte Bandbreite werden keine Bilder angezeigt, weiterführende Informationen zu Artikeln geht dadurch verloren.
Für Ihre Besucher*innen können Sie Ihre Bilder mit Bildbeschreibungen versehen, hier bietet die WordPress Mediathek direkt die Möglichkeit, Ihre Bilder zu beschreiben.
Auch viele soziale Netze wie Twitter oder sogar Instagram bieten Möglichkeiten Ihre Bilder zu beschreiben.
Menschlichkeiten
Fakt ist, dass nur ein kleiner Teil aller Behinderungen von Geburt an bestehen.
Alle anderen Einschränkungen entwickeln sich erst im Laufe des Lebens. Aber auch jeder Mensch ohne eine Behinderung kann in eine Situation kommen, in der eine barrierearme Webseite von Vorteil ist.
Denken Sie hier nicht nur an die verstauchte Hand oder den gebrochenen Arm die uns temporär einschränken können.
Denken Sie ebenfalls an Bequemlichkeit. Auch mit einer Einkaufstüte in der einen Hand möchten Sie ihr Smartphone mit der anderen Hand bedienen und digitale Inhalte konsumieren können.
Denken Sie weiter an gesellschaftliches Miteinander und stellen Sie sich vor, Sie sind in der U-Bahn, in einem Wartezimmer oder sonst wo unterwegs und Sie bekommen ein Video zu sehen.
Natürlich möchten Sie mit dem zugehören Ton nicht die anderen um Sie herum stören, daher freuen Sie sich wenn das Video mit Untertiteln versehen ist.
Auch das ist digitale Barrierefreiheit, denn hierbei handelt es sich um das Zwei-Sinne-Prinzip.
Dies sind einige Beispiele die Ihnen zeigen, dass digitale Barrierefreiheit für uns alle sinnvoll ist. Und die ersten Schritte zu barrierearmen Inhalten sind einfach und schnell gemacht. Wenn sie tiefer in das Thema einsteigen möchten, lesen Sie gerne demnächst im zweiten Artikel weiter.
Dort erklären wie Ihnen, wie Sie ihren digitalen Inhalten auch den technischen Rahmen geben, um so barrierearm wie möglich zu sein.
rechtliche und technische Aspekte
Im ersten Teil haben wir Ihnen gezeigt, warum digitale Barrierefreiheit für alle wichtig und sinnvoll ist. Nun machen wir noch einen kleinen Ausflug in technische Grundlagen und Zusammenhänge der digitalen Barrierefreiheit.
Das Thema der digitalen Barrierefreiheit rückt zwar durch Assistenten und responsive Webseiten langsam in den Vordergrund, ist aber alles andere als Neuland. Denn die technischen Möglichkeiten existieren schon lange. Und ganz streng genommen müsste eigentlich bereits seit 2002 jede Bundesbehörde und öffentliche Einrichtung auf digitale Barrierefreiheit achten und sie einsetzen.
Das Internet
Wir leben in Deutschland, dem Land der Normen und Standards. Auch im Internet gibt es einige Standards, an die sich gehalten wird. Denn damit Sie diesen Text lesen können und Webseiten überhaupt funktionieren wie sie funktionieren, gibt es im Internet einige vorgegebenen Strukturen und Code-Regeln.
vom W3C zu WCAG
Diese Regeln werden vom sogenannten W3C festgelegt, das "World Wide Web Consortium". Dieses Consortium legt nun Standards wie HTML oder CSS fest. Durch HTML und CSS werden Webseiten erst bedienbar und erlebbar.
In diesem W3C Consortium gibt es nun wieder verschiedene Gruppen, die sich mit verschiedenen Themen befassen. Eine für uns wichtige Gruppe ist die WAI, die "Web Accessibility Initiative".
Diese WAI legt nun die WCAG Richtlinien fest, in der die technischen Anforderungen an eine barrierefreie Webseite festgelegt sind.
Mehr dazu?
WCAG 2.1
Aktuell sprechen wir bei der WCAG 2.1 von vier Prinzipien, die sich auf verschiedene Bereiche konzentrieren. Die wichtigsten davon möchten wir hier kurz vorstellen.
Wahrnehmbarkeit
- Textalternativen für alle Inhalte, die kein Text sind
- Anpassbarkeit der Inhalte an verschiedene Layouts
Bedienbarkeit
- Webseiten sollen per Tastatur bedienbar sein
- Achten Sie darauf, dass Ihre Webseite gut navigierbar ist
Verständlichkeit
- Achten sie auf eine leicht verständliche Sprache
- Vermeiden Sie automatisch ablaufende Inhalte
Robust
- Ihre Inhalte sollen für so viele Geräte und Menschen wie möglich zugänglich und bediebar sein